Damenrad

    Damenräder hatten traditionell einen tiefen Durchstieg, um das Aufsteigen mit Röcken oder Kleidern zu erleichtern. Das Radfahren war im 19. Jahrhundert für Frauen ein Akt der Emanzipation, weil es ihnen selbstbestimmte Mobilität bot. Frauen legten für das Radfahren ihr Korsett ab, kürzten die knöchellangen Röcke und fingen an, Hosen zu tragen. Die US-amerikanische Frauenrechtlerin Susan B. Anthony sagte daher, das Radfahren habe »mehr für die Emanzipation der Frau getan, als alles andere auf der Welt«. Heutzutage ist das alles natürlich kein Thema mehr. Frauen fahren selbstverständlich Rad. Dazu tragen Sie Sportbekleidung und Hosen. Trotzdem hat der Begriff »Damenrad« immer noch Bestand. Warum ist das so?

    Ein Damenrad bezeichnet heutzutage nicht mehr zwangsläufig ein Fahrrad mit tiefem Durchstieg, sondern berücksichtigt die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau. Damit ist nicht der »berühmte kleine Unterschied« gemeint, sondern die Tatsache, dass Frauen im Vergleich zu Männern bei gleicher Körpergröße längere Beine und kürzere Oberkörper und Arme haben. Ein ordentlich konstruierter Damenrahmen geht darauf ein und besitzt eine kürzere Oberrohrlänge bei gleicher Rahmenhöhe als ein Herrenrahmen. Damenrahmen sind daher nicht mehr nur auf »Räder mit tiefen Durchstieg« beschränkt, sondern es gibt sie mit angepasster Geometrie in allen Fahrradkategorien. Ein moderner Damenrahmen kann ein Mountainbike- oder ein Rennradrahmen mit hohem Oberrohr sein. Für das klassische Hollandrad mit tiefen Durchstieg hat sich daher der Begriff »Tiefeinsteiger« etabliert.