Viele eBiker sind verunsichert, wie sie mit ihrem eBike im Winter umgehen sollen – oder ob sie es überhaupt nutzen können. Grundsätzlich ist das Fahren in der nasskalten Jahreszeit auch mit eBikes kein Problem, wenn man ein paar einfache Tipps beherzigt. eBIKEplus zeigt, worauf es ankommt.

Der Faktor Elektronik

Zugegeben: die Elektronik eines eBikes kann man im eigentlichen Sinn nicht winterfest machen. Aber man kann sie, vor allem im Winter, pfleglich behandeln. Da die Elektronik eines modernen eBikes ziemlich unempfindlich ist, gibt es nur wenige Dinge zu beachten:

1. Motor

 

Feuchtigkeit macht Marken-Antrieben von Bosch, Brose, Shimano, Yamaha, etc. nichts aus. Die Systeme sind spritzwassergeschützt und staubdicht. Regenfahrten sind kein Problem. Hochdruckwäschen jedoch sind (besonders im Winter) tabu. Dadurch kann Wasser in Lager Motor gelangen, dort gefrieren und die Funktion stark einschränken kann.

2. Display

 

Auch das Display ist spritzwassergeschützt. Durch Feuchtigkeit und Temperaturunterschiede kann es allerdings beschlagen. Eine Nacht in der geheizten Wohnung sorgt jedoch wieder für einen ungetrübten Blick auf die Anzeige. Die Batterie des Displays kann sich bei längerer Nichtnutzung des eBikes entladen. Trick: Dann einfach den Antrieb über den Akku des eBikes starten – und nicht über den Startknopf am Display. Die Batterie des Displays wird wieder geladen, sobald man mit elektrischer Unterstützung fährt.

3. Kontakte

Wenn es nach einer langen Regenfahrt trotzdem mal eine Fehlermeldung »Akku« gibt, liegt es meist an den Kontakten des Akkus, die man einfach wieder trockenlegt. Etwas Polfett schütz vor Nässe. Kontaktspray sollte man jedoch vermeiden, denn es fördert Korrosion. Auch ein Akku-Cover kann hier gute Dienste leisten, um die Kontakte vor Nässe zu schützen. Für den Transport am Fahrradträger gibt es Abdeckkappen für die Kontakte.

4. Beleuchtung

Die Beleuchtung wird im Winter häufiger genutzt. Eine fest installierte Lichtanlage am eBike erhöht zwar nicht den Fahrwiderstand. kostet aber durch ihren Stromverbrauch ebenfalls Reichweite. Der Ladezustand des Akkus sollte daher nicht zu knapp bemessen sein, bevor man eine Fahrt antritt. Denn: Erreicht der Akku einen Ladezustand von 20 % oder weniger, drosseln die meisten Systeme nicht nur die Motorleistung, sondern schalten auch externe elektrische Verbraucher ab. Wie zum Beispiel die Beleuchtung.

 

Der Faktor Akku

Mit sinkenden Temperatur nimmt die Leistungsfähigkeit eines Akkus ab, da sich der elektrische Widerstand im kalten und zähflüssigeren Elektrolyt der Zellen erhöht. Bei Markenakkus von Bosch, Brose, Shimano, Yamaha, etc. ist der Leistungsverlust jedoch sehr gering, wenn man ihn richtig behandelt:

Laden

Der Akku sollte bei Zimmertemperatur geladen werden, da er dann eine höhere Kapazität besitzt als im kalten Zustand – und zwar im Idealfall vor Fahrtantritt. Nutzt man den Akku längere Zeit (Wochen oder Monate) nicht, sollte man ihn mit ca. 30 % bis 60 % Ladezustand (das entspricht zum Beispiel bei Bosch 2–3 Ladebalken) an einem trockenen Ort bei ca. 15 °C lagern. Dann laufen die Alterungsprozesse im Akku langsamer ab und die Lebensdauer des Akkus erhöht sich.

Fahren

Solange man fährt, wärmt sich der Akku durch die chemischen Prozesse im Inneren der Zelle bei Stromentnahme selbst. Er bleibt auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im optimalen Temperaturbereich über 20 °C. Wenn man also zu einer Tour startet, setzt man denn frisch geladenen Akku bei Zimmertemperatur ins Rad, schaltet ihn sofort ein und radelt umgehend mit großer Unterstützungsstufe los. Wer hier spart, spart an der falschen Stelle. Denn eine hohe Stromentnahme sorgt für stärkere Erwärmung.

Tourstopps

Wenn man den Akku im Winter bei Pausen am Rad lässt, kühlt er aus und verliert so Leistung. Er ist dann erst mal damit beschäftigt, selbst wieder »auf Temperatur« zu kommen. Das kann man vermeiden, indem man den Akku vom Rad und mit hinein ins Warme nimmt. Dies ist der günstigste Tip für mehr Reichweite. Die als »Reichweitenverlängerer im Winter« angebotenen Neoprenhüllen haben dagegen keinen messbaren Effekt.

Aufwärmen

Sollte der Akku einmal ausgekühlt sein, braucht man aber keine Angst vor irreparablen Schäden haben. Der evtl. Kapazitätsverlust eines ausgekühlten Akkus ist nur temporär. Der Akku hat im warmen Zustand wieder die Kapazität, die er vorher hatte. Deswegen einen ausgekühlten Akku erst langsam wieder auf Raumtemperatur bringen und dann bei Zimmertemperatur laden. Übrigens: Die Heizung ist zum Aufwärmen eines Akkus tabu – Temperaturen über 40 °C schädigen einen Akku irreparabel.

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Der Faktor Technik

Es liegt nicht immer am Akku, wenn die Reichweite deines eBikes im Winter nachlässt. Das Pedelec ist technisch komplex. Es gibt neben der elektrischen Komponente des Antriebs auch noch die Mechanik: Im Winter hat das eBike mit höheren Fahrwiderständen zu kämpfen.

Reifen

Der größte aller Fahrwiderstände eines Pedelecs ist der Rollwiderstand. Dieser nimmt im Winter zu. Der Reifen verhärtet bei Kälte, zusätzlich liegt Schnee, Split, Schmutz auf den Wegen. Das Rad rollt schlechter ab und der Motor muss stärker unterstützen. Deswegen ist es jetzt an der Zeit, den Luftdruck (am kalten Rad!) zu kontrollieren, um den Rollwiderstand möglichst gering zu halten. Oder bei stark winterlichen Bedingungen auf All-Terrain-Reifen oder sogar Spike-Reifen umzurüsten. Diese bieten mehr Traktion auf verschneiten oder vereisten Straßen. Bei Verwendung stark profilierter Reifen oder Spikereifen ist auf Freigängigkeit zum Rahmen bzw. zur Federgabel zu achten.

Kette

Durch die kalten Temperaturen ist der gesamte Antriebsstrang zäher. Schmutz, Sand und Salz auf der Kette reduzieren den Wirkungsgrad für die Kraftübertragung spürbar. Auch das gleicht der Motor des Pedelecs unbemerkt auf Kosten der Reichweite aus. Nebenbei nimmt der Verschleiß deutlich zu. Abhilfe schaffen das Säubern und Ölen der Kette. Am besten nach jeder Ausfahrt. Es hat sich bewährt, die Kette einfach durch einen Lappen mit WD-40 zu ziehen und danach mit einem auch bei Nässe gut haftenden Kettenöl zu behandeln.

Bremsen

Im Winter ist der Verschleiß an der Bremse aufgrund von Schmutz und Salz höher. Deswegen sollte man sie noch penibler als im Sommer kontrollieren. Zwischen Bremsscheibe und Bremsbelägen klemmender Split kann nicht nur für eine permanent schleifende Bremse sorgen, sondern die Bremswirkung auch drastisch reduzieren. Da im Winter die Bremsanlage schlechter auf Temperatur kommt, kann ein Wechsel auf organische Bremsbeläge Sinn machen. Diese sind weicher als metallische Beläge und greifen besser zu – unterliegen aber einem höheren Verschleiß.

Mechanik

Der Temperaturunterschied von beheizter Wohnung zu kalter Umgebung tut einem Pedelec nicht gut. Es stresst das Material und lässt Kondenswasser in Nabenschaltungen und Schaltzughüllen entstehen. Dieses kann an der kalten Außenluft gefrieren und dann den Gebrauch der Schaltung einschränken. Auch Schmutz am Antriebsstrang (Kette, Kassette und Ritzel) bietet Wassermolekülen einen willkommenen Angriffspunkt, um sich anzulagern, zu vereisen und den Antrieb lahmzulegen. Daher eignen sich Garage, Schuppen oder Kellerräume am besten, um ein Pedelec kühl, aber frostsicher zu parken.

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Der Faktor Bekleidung

Im Winter kommt man nicht so schnell in die Gänge wie im Sommer. Kalte Gelenke, kalte Muskeln und auch die geringere Freude, bei Sauwetter Rad zu fahren, sorgen dafür, dass der Fahrer weniger Leistung in das System einbringt. Mit der geeigneten Kleidung kühlt man weniger aus und hat nicht nur mehr Leistungsreserven, sondern auch mehr Freude am Radfahren.

Zwiebelprinzip

• Auf dem Rad ist das »Zwiebelprinzip« richtig. Bewährt hat sich eine erste Lage aus einer Funktionsfaser oder Merinowolle, die wärmt und Schweiß von der Haut wegführt. Die zweite, ebenfalls atmungsaktive Lage übernimmt die Isolation (sie kann auch aus zwei variablen Schichten bestehen, etwa einem dünnen Fleecepulli und einer Weste). Als dritte und äußerste Lage verwendet man windabweisendes und wasserfestes Material. Klassiker sind dabei Überhosen und Jacken aus Gore-Tex.
• Die Besonderheit beim Pedelec: Aufgrund der Motorunterstützung ist man schneller, entwickelt aber weniger Körperhitze als ein Bio-Biker. Deswegen sollte man besonders auf Isolation und Winddichte achten. Spezielle Jacken für Biker sind zum Beispiel vorne, wo der Fahrtwind angreift, stärker isoliert und komplett winddicht.
• Bei aller Funktion auch auf die Passform achten, da ein zu weiter Schnitt die Funktion des Zwiebelprinzips einschränkt und auch einen höheren Luftwiderstand verursacht.
• Und: Im Winter immer auf gute Sichtbarkeit achten!

Mütze

Sehr viel Wärme verliert der Mensch über den Kopf. Bester Tipp für Winter-eBiker sind  dünne, winddichte Mützen, die gut isolieren und problemlos unter den Helm passen. Helm-Cover, die über den Helm gestülpt werden, schützen zwar vor Regen, bieten aber kaum Isolation.

Schuhe

Die richtigen Schuhe sorgen im Winter nicht nur für warme Füße, sondern auch für mehr Reichweite. Kalte Füße treten unwilliger in die Pedale. Gleichzeitig werden die Schuhe von Spritzwasser gerne »eingesaut«. Daher empfehlen sich pflegeleichte und wasserfeste Sport- oder Outdoorschuhe mit griffiger Sohle. Kluge Pendler deponieren zusätzlich ein Paar »schöne« Schuhe am Arbeitsplatz. Bei starker Kälte helfen warme Socken, am besten aus Merinowolle. Eine Alternative sind Überschuhe aus Neopren.

Handschuhe

Handschuhe sind im Winter essentiell für die richtige und sichere Bedienung eines eBikes (Bremsen, Schalten, Display bedienen). Deswegen nimmt man warme und winddichte Handschuhe, die trotzdem nicht zu dick auftragen. Ist ein Touchscreen verbaut, sind elektrisch leitende Handschuhe sehr sinnvoll. Tipp: Handschuhe immer mit festem Griff am Lenker anprobieren.

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Der Faktor Mensch

Der eine ist verfroren, der andere genießt die Eiseskälte. Winter-Biken ist eine sehr individuelle Sache. Trotzdem zwei Punkte, auf die alle Radler achten sollten.

Atemluft

Je kälter die Luft, desto größer der Reiz auf die Lungen. Und das nicht nur, weil kalte Luft trockener ist und die Schleimhäute austrocknet, sondern weil sich ab Temperaturen unter -10 °C (Asthmatiker ab 0 °C) die Atemgefässe zusammenziehen bzw. krampfen können. Spürt man einen leicht brennenden Schmerz beim Atmen, kann das bereits ein Entzündungsreiz sein. Dann das Tempo drosseln und weniger tief einatmen. Eine Gesichtsmaske oder einen Schlauchschal kann helfen, damit die Atemwege weniger austrocknen, die Luft wird besser angefeuchtet und kann schneller erwärmt werden.

Windchill-Effekt

Auf dem Rad schlägt der Windchill-Effekt richtig zu. Minus 10 Grad fühlen sich bei einem (Fahrt-)Wind von 25 km/h wie minus 18 Grad an – und der Körper reagiert entsprechend. Die Atemwege sollten geschont bzw. geschützt werden und empfindliche Hautpartien bedeckt werden. Man sollte den Windchill nicht unterschätzen (»Ach, für die fünf Minuten brauch ich doch keine Handschuhe …«), schneller als man denkt, holt man sich eine Erfrierung.

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Wer die Wintertipps beherzigt und dazu noch aufmerksam und vorausschauend fährt, ruckartige Lenkbewegungen und allzu forsche Fahrweise vermeidet, wird mit seinem eBike gut durch den Winter kommen.