»Das Pedelec ist für mich das perfekte Reisegefährt …«

Susanne Brüsch

Alles begann auf der Eurobike 1997. Ich jobbte auf der Fahrradmesse am Bodensee und saß zum ersten Mal auf einem Fahrrad mit Elektromotor. Beim Treten steuerte der Antrieb zusätzliche Watt bei.

Geil fühlte sich das an – als ob ich ein zweites Paar Beine hätte! Das herrliche Fahrgefühl war den Bikes rein äußerlich allerdings nicht anzusehen. Trotzdem spürte ich, dass ich vor der vielleicht größten Revolution der Fahrradgeschichte stand: der Digitalisierung des Zweirads.

Meine größte Herausforderung war damals, dieses Glücksgefühl beim Treten so zu beschreiben, dass man es auch ohne Probefahrt verstehen konnte. Was immer ich schrieb, es wurden umständliche Monstersätze. Kurz: Es fehlte ein Wort für diese neue Art des Radfahrens. Praktischerweise studierte ich Sprachen an der Uni Heidelberg – und ging das Problem im Rahmen meiner Diplomarbeit an.

Das Ergebnis war ein neues Wort: Pedelec. Eine Abkürzung aus Pedal, elektrisch und dem englischen Wort für Fahrrad: cycle. Mit der Wortschöpfung wollte ich allen, die mit mir selben Boot – Pardon: Sattel – saßen, die Arbeit erleichtern.

Ein neues Wort erklärt das neue Fahrgefühl

Als ich den Begriff Pedelec 1999 mit Hilfe wichtiger Branchenmedien und Publikumszeitschriften veröffentlichte, begann meine Laufbahn als Journalistin. Ich schrieb für verschiedene Magazine und arbeitete eng mit Extra Energy zusammen, einer Organisation, die schon damals Testparcours für eBikes anbot und Produkttests durchführte.

Dem elektrischen Rückenwind wehte in dieser Pionierzeit ein ziemlicher Gegenwind entgegen. Aber steigende Benzinpreise, die Wirtschaftskrise 2008 und der gescheiterte Klimagipfel von Kopenhagen führten dazu, dass die Medien das Thema Elektrofahrrad positiv aufgriffen und es einem immer breiteren Publikum zugänglich machten. Das half auch, das Image als Oma-Bike abzustreifen.

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Als die ersten E-Mountainbikes eine neue Ära einläuteten, war für mich die Zeit gekommen, mir einen Lebenstraum zu erfüllen. Ich wollte schon immer die Welt bereisen und entdeckte die sportlichen Pedelecs als ideale Reisefahrzeuge.

2011 fiel der Startschuss für mein neues Projekt: »Pedelec Adventures«. Seither habe ich mit Pedelecs unterschiedlicher Marken und mit unterschiedlichen Antriebssystemen über 12.000 Kilometer in Europa, Asien, Afrika und Nordamerika zurückgelegt. In Begleitung großartiger Reisegefährten habe ich Wüste, Berge, Steppe und Schnee durchquert und mein Fernweh gestillt – zumindest teilweise.

Mit dem Pedelec geht ein Lebenstraum in Erfüllung

Durch Marokko und die Mongolei zogen wir Anhänger, die mit Solarzellen ausgestattet waren, um fernab jeglicher Steckdosen die Batterien von Fahrrädern, Kameras und sonstiger elektronischer Begleiter aufzuladen. Auf Island stellten wir uns zu viert über 4.000 Kilometern den Elementen des Nordens, als wir in weißen Polarnächten durch vulkanische Traumlandschaften reisten.

In den USA stand die 5.000 km lange Tour von der Pazifikküste Kaliforniens bis ins Herz Colorados im Zeichen von Sand und Schnee. Und mit der E-Bike Afrika Tour, die in Glasgow startete, nach Paris zur Klimakonferenz COP21 führte und weiter bis nach Cape Town in Südafrika geplant ist, hat meine Arbeit eine neue Dimension gewonnen: den Klimaschutz, zu dem diese Tour aufrufen soll.

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Was mich auf meinen Pedelec-Trips immer wieder aufs neue fasziniert: Im wahrsten Sinne des Wortes neue Horizonte zu entdecken. Die ganz persönlichen und jene, die uns die Natur bietet. Diese einzigartigen Erlebnisse und Erfahrungen teile ich in meinen Vorträgen, Artikeln, Videos und Posts. Und in Zukunft auch mit einem Partner an meiner Seite, mit dem ich die Welt weiter bereisen möchte. Denn der Reiz des Unbekannten ist noch nicht gestillt! Natürlich geht die Entdeckungsreise auf Pedelecs weiter.

Die ideale Geschwindigkeit im Leben

Ich kann mir kein besseres Gefährt vorstellen, um eine Landschaft oder eine Stadt zu »erfahren«: schnell genug, damit es nicht langweilig wird – und langsam genug, damit die Eindrücke haften bleiben …

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Das Gespräch mit Susanne Brüsch führte Marc Burger.

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