Mit Ausstattung sind all die Teile gemeint, die – neben dem Motor – am Rahmen montiert werden. Während die meisten Teile (Reifen, Lenker, Sattel, etc.) bei Nichtgefallen problemlos getauscht werden können, stehen bei der Konstruktionsart von Schaltung, Fahrwerk und Bremsen einige Grundsatzentscheidungen an, die man später nicht revidieren kann.
Als Einsteiger ist man in der Regel mit der Serien-Ausstattung des Herstellers erst einmal gut beraten. Ein unbequemer Sattel lässt sich leicht austauschen, auch einen Gepäckträger nachzurüsten ist meist kein Problem. Aufmerksamkeit vor dem Kauf verdienen allerdings drei Details, bei denen man sich auf eine Konstruktionsart festlegen muss: Schaltung: Ketten- oder Nabenschaltung? Bremsen: Felgen- oder Scheibenbremse? Fahrwerk: voll gefedert, teilgefedert oder nicht gefedert?
SCHALTUNG
Man unterscheidet Kettenschaltung und Nabenschaltung. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Vorweg: Wer ein eMTB als Sportgerät nutzt, ist mit einer Kettenschaltung besser beraten, weil diese belastbarer ist. Wer hingegen sein eBike intensiv als Pendlerfahrzeug oder Autoersatz nutzt, wird mit einer Nabenschaltung glücklicher: Die Nabenschaltung ist in der Anschaffung zwar teurer, aber in Sachen Verschleiß auf Dauer viel günstiger als eine Kettenschaltung.
Kettenschaltung
Nabenschaltung
FunktionDas Grundprinzip ist bei allen Nabenschaltungen gleich: Ein oder mehrere Planetengetriebe sind kompakt in der Hinterradnabe untergebracht. Je nach Anzahl der der Untersetzungsstufen entsteht die Anzahl der Gänge und die sogenannte Übersetzungsbandbreite der Nabenschaltung. Aus den früher 2 Gängen einer Fichtel & Sachs- Torpedo-Schaltung sind inzwischen 14 Gänge bei der Rohloff-Nabe geworden, die man beim eBike elektronisch über die Bedieneinheit ansteuert. Da die allermeisten Nabenschaltungen nur ein begrenztes Motordrehmoment verkraften, werden die Motore der eBikes gedrosselt.
VorteileEin großer Vorteil der Nabenschaltung ist die Verschleißarmut und die einfache Wartung des Systems. Da das Getriebe in einem Ölbad läuft oder werkseitig mit einer Permanentschmierung versehen wird, ist es nahezu wartungsfrei. Das System ist komplett gekapselt und daher bestens vor Schmutz, Nässe und Beschädigungen geschützt. Ein Gangwechsel ist bei der Nabenschaltung auch im Stand möglich, was gerade im Stadtverkehr komfortabel ist. Nabenschaltungen gibt es entweder mit Rücktrittfunktion oder mit Freilauf. Nabenschaltungen können mit verschleißfreiem Zahnriemenantrieb gefahren werden.
NachteileNachteile der Nabenschaltung sind die begrenzten Anpassung der Übersetzungen und das relativ hohe Gewicht der Naben, welches vor allem beim sportlichen Einsatz in Mountainbikes als störend empfunden wird. Nabenschaltungen sind nur begrenzt belastbar und meist nur für maximal 50 Nm Motorkraft ausgelegt. Ausnahmen sind die Rohloff Speedhub und die stufenlose Enviolo (früher: NuVinci) Nabe. Erstere ist besonders massiv ausgeführt. Letztere arbeitet berührungslos in einem Ölbad, unterliegt daher keinem mechanischen Verschleiß und kann deswegen quasi unbegrenzten Motorkräften trotzen.
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BREMSEN
Da man auf einem eBike mit höherer Durchschnittsgeschwindigkeit als mit dem konventionellen Fahrrad unterwegs ist und auch öfter beschleunigt und wieder abbremst, muss die Bremsanlage leistungsfähiger und vor allem zuverlässier sein. Bei einem eBike stehen im Prinzip nur noch zwei Typen von Bremsen zur Wahl: die hydraulische Felgenbremse oder die hydraulische Scheibenbremse. Altmodische Bremsen mit Seilzug haben an einem eBike nichts verloren.
Hydraulische Felgenbremse
Funktion[media-credit name=“Foto: www.magura.com“ align=“alignright“ width=“150″][/media-credit]
Wenn man »hydraulische Felgenbremse« sagt, dann meint man nur ein einziges Modell: die inzwischen legendäre Magura HS. Sie ist der VW Käfer der Fahrradbremsen. Seit 1987 hat sich an der ersten und einzigen hydraulischen Felgenbremse wenig geändert: der Bremsdruck wird am Bremshebel in einem geschlossenen Zylinder erzeugt und über Druckleitungen auf die Bremszylinder übertragen. Die zwei Bremszylinder rechts und links neben der Felge drücken die Bremsgummis axial gegen die Felgenflanke. Es entstehen fast keine Reibungsverluste wie bei mechanischen Bremszügen: Die Bremse ist über viele Jahre wartungsfrei.
Vorteile[media-credit name=“Foto: www.magura.com“ align=“alignright“ width=“150″][/media-credit]
Der größte Vorteile der hydraulischen Magura HS Felgenremse ist ihre absolute Zuverläsigkeit und Wartungsfreiheit. Sie bietet eine bessere Verzögerung als eine konventionelle Seilzugbremse, benötigt geringere Handkräfte und bietet beste Dosierbarkeit. Auch nach einer längeren Standzeit funktioniert diese Bremse sofort und problemlos. Das hydraulische System ist geschlossen und das Öl muss nicht gewechselt werden. Die Bremsbeläge sind extrem einfach gewechselt und quietschen auch nicht bei Nässe. Trotz einer verbesserten Bremsleistung gegenüber einer V-Brake muss man sein gelerntes Bremsverhalten nicht umstellen.
Nachteile[media-credit name=“Foto: www.magura.com“ align=“alignright“ width=“150″][/media-credit]
Wirkliche Nachteile hat die Magura HS nicht. Wie bei jeder Felgenbremse unterliegt die Felge selbst auch einem gewissen Reibungsverschleiß. Um den Verschleiß der Felge zu kontrollieren, gibt es eine schwarze Nut auf der Felgenflanke. Ist diese weggebremst, muss man die Felge tauschen. Auf sehr langen Gefällestrecken und bei Nässe halten die Beläge nicht so lange wie bei Scheibenbremsen. Die Bremsbeläge sind aber günstig und schnell gewechselt. Obwohl die Magura HS eine hydraulische Bremsanlage ist, stellt sie sich nicht selbst nach. Den Bremsbelagverschleiß muss man mit einem Einstellrädchen am Bremshebel selbst von Zeit zu Zeit ausgleichen.
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Hydraulische Scheibenbremse
FunktionEine Scheibenbremse wirkt über eine Bremsscheibe, welche an der Radnabe fixiert ist. Ein Bremssattel, der am Gabelende angeschraubt ist, umfasst die Bremsscheibe. Beim Betätigen der Bremse rücken die Bremskolben aus und drücken den Bremsbelag axial gegen die Bremsscheibe. Die hydraulische Bremskraftübertragung erfolgt nicht mehr mit gesundheitschädlicher Bremsflüssigkeit, sondern mit Mineralöl. Der große Vorteil der Scheibenbremse ist die erheblich verbessere Bremsleistung gegenüber anderen Systeme – aufgrund des hohen Flächendrucks der Bremsbeläge an die Scheibe.
VorteileBremsleistung und Dosierbarkeit von hydraulischen Scheibenbremsen sind erheblich besser als bei anderen Systemen. Das macht sie zur »State of the Art«-Bremse an eBikes, die eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit und ein höheres Gewicht als konventionelle Fahrräder haben. Scheibenbremsen haben gleichbleibend optimale Bremswirkung bei allen Witterungsbedingungen. Sie sind wartungsarm und sehr zuverlässig. Zudem muss der Belag nicht nachgestellt werden. Bei einer hydraulischen Scheibenbremse benötigt man für die gleiche Bremsleistung ca. 20 % weniger Handkraft, als bei einer Seilzug-Bremse.
NachteileHydraulische Scheibenbremsen sind technisch komplex und eine Reparatur entsprechend aufwändiger. Sie kosten daher auch mehr als Felgenbremsen. Die Bremse kann bei Dauerbremsungen bergab überhitzen und ausfallen. Das ist das gefürchtete »Bremsfading«. Beim Transport können Bremsscheiben verbogen werden. Naben und Speichen werden stärker belastet. Scheibenbremsen müssen gewissenhaft eingebremst werden, um ihre volle Bremsleistung zu erzielen. Die schiere Bremsleistung kann den ungeübten Fahrer bei Panikbremsungen überfordern, weshalb nun auch ABS an Pedelecs erhätlich ist.
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Federung
Auf holperigem Untergrund – etwa Kopfsteinpflaster, Schlaglöchern oder Wurzeltrails – dämpfen Federelemente Schläge ab und erhöhen gleichzeitig die Laufruhe eines Bikes. Je unruhiger die angestrebten Wege, desto ausgeprägter sollte also die Federung sein: Während ein Rennrad komplett ohne Federung über die glatten Asphaltbänder gleitet, ist man beim Mountainbiken dankbar für jeden Millimeter Federweg.
Man unterscheidet bei den eBikes zwischen starrem Fahrwerk (keine Federung) und gefedertem Fahrwerk. Letzteres kann über Frontfederung (nur Federgabel) oder über eine Vollfederung (Full Suspension, auch Fully genannt) verfügen, bei der eine Federgabel und ein Dämpfer-System für das Heck verbaut sind. Eine simple Variante ist die Sattelstützen-Federung.
Starres Fahrwerk
FunktionEin komplett starres eBike ist nicht zwangsläufig unkomfortabel. Auch einem starren Hinterbau oder einer Starrgabel gibt der Rahmenhersteller durch die Bauform und das Material eine bestimmte Eigendämpfung mit. Noch wichtiger sind zwei andere Faktoren, die für Komfort sorgen: die Reifen und die Sitzhaltung. Voluminöse Reifen ab 42 mm können kurze, schnelle Stöße wie z.B. von Kopfsteinpflaster besser »schlucken« als manche Federgabel. Und bei bequemer Sitzhaltung sind Arme und Beine immer noch die größten »Federelemente«.
VorteileEin starres Fahrwerk ist erste Wahl bei Rädern mit sehr aufrechter Sitzposition. Eine Federgabel wird bei aufrechter Sitzposition wenig belastet und spricht daher kaum an. Die Reduzierung des Gewichtes ist auch ein Grund, warum manche Käufer von eBikes bewusst auf Federelemente verzichten. Und manche Fahrer mögen das »Feedback« von der Straße, wie Rennradfahrer. Antriebskraft, Lenkbewegung, Fahrgefühl – alles ist ist sehr direkt. Darüberhinaus ist eine Starrgabel günstiger und absolut wartungsarm. Das ist der Grund, warum viele Reiseradler lieber ungefedert unterwegs sind.
NachteileDer spürbarste Nachteil eines ungefederten eBikes ist der reduzierte Fahrkomfort bei sportlicher Fahrweise bzw. auf unruhigem Untergrund. Kleine Unebenheiten übertragen permanente Erschütterungen und Vibrationen auf den Fahrer. Das kann den Fahrer ermüden. Und ein starres Vorder- oder Hinterrad kann bei sehr zügiger Fahrweise den Bodenkontakt verlieren, was zu Stürzen führen kann. Eine aufmerksame und aktive Fahrweise auf einem eBike mit Starrgabel ist daher angeraten.
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Gefedertes Fahrwerk
FunktionVollgefederte Fahrwerke an Fahrrädern kennt man seit den frühen 90er Jahren. Wie beim Motorrad werden hauptsächlich Teleskop-Federgabeln und Federbeine im beweglich gelagerten Hinterbau verwendet. Es gibt zahlreiche Bauformen, die sich in ihrer Kinematik unterscheiden. Da das Fahrergewicht den größten Einfluss auf das Gesamtgewicht eines eBikes hat, muss man seine Federung darauf einstellen. Auch die Geschwindigkeit, mit welcher der Dämpfer einfedert (Druckstufe) bzw. ausfedert (Zugstufe), muss man bestimmen. Die Abstimmung eines vollgefederten Fahrwerks ist nicht unproblematisch und sollte vom Händler oder einem anderen Fachmann vorgenommen werden.
VorteileDer größte Vorteil eines eBikes mit Federgabel oder vollgefedertem Fahrwerk ist der Sicherheitsgewinn. Wenn das Fahrwerk optimal eingestellt ist, können die Räder immer Bodenkontakt halten und Vortriebs-, Brems- und Lenkkräfte übertragen. Damit kann man auf unwegsamen Wegen sicherer und schneller unterwegs sein. Der Komfortgewinn ist quasi nur ein willkommener Nebeneffekt. Er sollte jedoch nicht zu hoch eingeschätzt werden. Auch auf einem vollgefederten eBike muss man aktiv und mit Rumpfspannung fahren. Ein eMTB mit Vollfederung kann bergauf mehr Traktion als ein Hardtail (nur Federgabel, aber starrer Hinterbau) aufbauen.
NachteileEin gefedertes Fahrwerk wiegt und kostet mehr. Außerdem muss es penibel auf das Fahrergewicht, die Fahrweise und das Terrain eingestellt sein. Um ein Fahrwerk richtig abzustimmen benötigt man technisches Grundverständnis. Die meisten Fahrwerke arbeiten mit einer Luftfederung, weswegen man immer mal wieder den Luftdruck kontrollieren und ggfs. neu einstellen sollte. Die Luftkammern von Gabel und Dämpferbein können undicht werden. Daher benötigen die Federelemente eine regelmäßige Wartung. An Fahrrädern mit sehr aufrechter Sitzposition können Federgabeln ihre Vorteile weniger ausspielen. Eine Sattelfederung kann dann sinnvoller sein.
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Wenn du noch wissen möchtest, warum andere Ausstattungsteile leicht austauschbar sind, klick auf den Kasten.
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Bei Bikes (und eBikes) gilt das Baukasten-Prinzip.
Der Hersteller konzipiert und produziert einen Rahmen, an dem die Ausstattung montiert wird. Viele Teile, etwa Schaltung, Bremsen oder Sattel, kauft der Bike-Hersteller oft seinerseits bei spezialisierten Firmen, die man Erstausrüster oder Original Equipment Manufacturer (OEM) nennt. Bekannte OEM-Beispiele: Schaltungen von Shimano, Sättel von Selle Royal, Reifen von Schwalbe. Die austauschbaren Teile gibt es von unterschiedlichen Herstellern in verschiedenen Preis- und Qualitätsstufen. Zum Beispiel kann eine neue MTB-Kassette (Ritzelpaket hinten) 40 Euro kosten, aber auch weit über 200 Euro.
Aus diesem Grund werden manche eBike-Modelle auch »in verschiedenen Ausstattungen« angeboten.
Der Rahmen ist identisch, aber der Serienausstattungs-Mix ist mal hochwertiger und mal einfacher gehalten, so dass verschiedene Qualitäts- und Preisklassen entstehen. Viele dieser Ausstattungs-Teile sind genormt, so dass man sie auch selbst beliebig austauschen kann, also etwa einen breiteren Lenker montieren oder auf bessere Reifen upgraden.
Daher ist die Ausstattung für viele ambitionierte Radler ein »Lebensthema«, ständig suchen sie bessere Reifen, griffigere Bremsbeläge oder leichtere Laufräder – und schrauben daran stundenlang und mit glänzenden Augen im heimischen Keller.
(Hinweis in Sachen S-Pedelec: Während beim Pedelec fast alle Komponenten getauscht werden dürfen, ist das beim S-Pedelec oft unmöglich, da viele Serien-Komponenten Teil der Betriebserlaubnis als Kfz sind. Zum Beispiel darf man einen Gepäckträger an einem S-Pedelec nicht nachträglich montieren. [/spoiler]